Hochnebel und Tropennacht zum Sommeranfang

Heute Donnerstagabend ist astronomischer Sommeranfang – trotzdem lag im Mittelland zu Beginn des Tages teils eine Hochnebelschicht die eher an den Herbst erinnerte.

Gleichzeitig wurde an manchen Stationen auch die erste Tropennacht des Jahres registriert. Wie passt das zusammen?

Hochnebel am längsten Tag des Jahres

Heute Abend um 22.50 Uhr MESZ steht die Sonne über dem nördlichen Wendekreis – damit beginnt auf der Nordhalbkugel der astronomische Sommer. Die theoretisch mögliche Sonnenscheindauer beträgt an diesen Tagen in der Deutschschweiz fast 16 Stunden. Weitere interessante Fakten zur Sommersonnenwende sind hier zu finden.


Blick von Zürich Fluntern Richtung Zürichsee um 08.10 Uhr. Die tiefe hochnebelartige Bewölkung erinnerte eher an einen Herbsttag. Gut erkennbar auch die Sichttrübung durch Saharastaub.

Heute wurde wieder einmal bewiesen, dass auch am längsten Tag (bzw. nach der kürzesten Nacht) Nebel- oder Hochnebel vorhanden sein kann. Der tiefe Hochnebel, welcher heute besonders im nordöstlichen Flachland zu liegen kam, wurde mit einer nordöstlichen Strömung in den untersten Schichten (bis ca. 1000 m) advektiv aus Süddeutschland zu uns geführt (siehe Abbildung 1).


Abbildung 1: Dargestellt ist der vertikale Temperatur- (rot) und Taupunktverlauf sowie die modellierte Bewölkung (grau) für einen Modellgitterpunkt im östlichen Mittelland um 06:00 UTC. Gut ersichtlich wie die Anfeuchtung (Hochnebel) unterhalb der Inversion im Bereich von ca. 1000 m (900 hPa) vorhanden ist. (ICON CH1)

Milde Subtropikluft bringt erste Tropennacht

Ein umfangreiches und vor allem in der Höhe ausgeprägtes Tief mit Kern über der Iberischen Halbinsel hat sich bis nach Nordafrika ausgedehnt. Auf dessen Vorderseite wurde mit den süd- bis südwestlichen Höhenwinden sehr milde und feuchte Subtropikluft nach Mitteleuropa geführt (vergleiche Abbildung 2 und 3).


Abbildung 2: Vorhergesagte äquipotentielle Temperatur und Druckverhältnisse (Geopotential auf 500 hPa) für Donnerstag 20. Juni um 12:00 UTC. Aus südlicher Richtung gelangt sehr warme und feuchte Suptropikluft zum Alpenraum. (IFS)

Abbildung 3: Berechnung der Herkunft der Luftmasse (Trajektorien), die am Donnerstag 20. Juni um 06:00 UTC Zürich erreichte. Klar erkennbar ist die Herkunft der Luftmasse aus der Region von Nordafrika. Zudem zeigt sich auch, dass die Luft in den untersten Schichten (rote Trajektorie) einen Umweg über Süddeutschland machte und aus Nordosten die Hochnebelschicht zu uns führte (IFS)

Die vorhandene sehr milde Luftmasse in Kombination mit der durch Saharastaub verstärkten, sehr dichten hohen Bewölkung (siehe Abbildung 4) während der Nacht brachte uns an einigen Stationen auf der Alpennordseite die erste Tropennacht des Jahres (vergleiche Abbildung 5).


Abbildung 4: MSG HRV Satellitenbild am 20. Juni um 04.30 UTC (links) sowie die modellierte Saharastaub-Konzentration (rechts) für Donnerstag 20.06 15:00 UTC (atmopshere.copernicus.eu). Gut ersichtlich ist im Satellitenbild die typisch gerippte (orangenhautähnliche) und sehr dichte Wolkenstruktur bei einem Saharastaub-Event.

Abbildung 5: Gemessene Tiefsttemperatur am 20. Juni 2024

Die Tropennacht im Churer Rheintal ist zudem dem Föhn geschuldet, welcher seit Dienstag über den Alpen aufgekommen war.

Hohe Taupunkte

Grundsätzlich braucht es für die Bildung von Nebel wie auch für eine Tropennacht genügend Feuchtigkeit. Ein Mass für die Feuchtigkeit liefert der Taupunkt – dieser lag heute mit 17 bis 18 Grad sehr hoch und war somit massgeblich daran beteiligt, dass es einerseits zu Nebel, aber auch zu einer Tropennacht reichte.


Blick von der Rigi auf die tiefe Hochnebeldecke, die heute Vormittag über Teilen des Mittellandes lag.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Hochnebel und Tropennacht zum Sommeranfang – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: roundshot.com